Erster Film der Backstagereporter

Die Backstagereporter waren am vergangenen Donnerstag auf der Baustelle der Elbphilharmonie. Dort trafen sie die beiden Musikerinnen Ingrid Hutter (Fagott) und Milena Schuster (Violine) von der Jungen Deutschen Philharmonie.

Wind und Wetter haben uns zwar behindert, konnten uns jedoch nicht von den Dreharbeiten abhalten. Drei Interviews, sieben Drehorte und gefühlte 100 Stockwerke Fahrstuhlfahrt später waren alle Aufnahmen im Kasten.

Für die Dreharbeiten am kommenden Montag laufen die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren. Das Publikum darf gespannt sein.

Die Turangalîla-Sinfonie von Olivier Messiaen

Die Turangalîla-Sinfonie besteht aus zehn Sätzen, welche, nach Auftrag des damaligen Leiters des „Boston Symphony Orchestra“ (Sergei Kussewizki), von Messiaen 1946 bis 1948 komponiert wurde.  Außerdem ist die Sinfonie ein Bestandteil einer Trilogie, in der es um „sinnliche Liebe und Liebestod“[1] geht. Die „Turangalîla-Sinfonie“ nimmt dabei den Mittelpunkt ein.

Der Name der Sinfonie lässt sich aus der Thematik erschließen. „Turanga“ bedeutet so viel wie die Zeit, die so schnell wie ein galoppierendes Pferd vergeht. Dies steht in Bezug mit dem Thema Liebe, da einem die Zeit der Liebe viel schneller vorkommt. Das Thema des „Liebestod“ spiegelt sich im zweiten Wort „lîla“ wieder, da dies als ein göttliches „Spiel“ von Leben und Tod zu bezeichnen ist.

Die Uraufführung fand 1949 in Boston statt. Das Werk ist der „Neuen Musik“[2] zuzuordnen, da die komplizierte Besetzung, die untypischen Instrumente und die ungewöhnliche Spieldauer von 80 Minuten zu derzeit unüblich für Konzertveranstaltungen war.

Der französische Komponist des zwanzigsten Jahrhundert: Olivier Messiaen

Hallo liebe Leser,

ich werde euch nun etwas über mich erzählen.

Mein Name ist Olivier Eugène Prosper Charles Messiaen und ich bin am 10. Dezember 1908 in Avignon, eine kleine Provence im Süden von Frankreich, geboren. Mein Vater, Messiaen als junger KnabeEnglischprofessor, der auch später die Werke von William Shakespeare übersetzte, und besonders meine Mutter Cecile Sauvage, von Beruf war sie Dichterin, prägten mich für mein Leben.

Mein Vater weckte in mir als Jugendlicher das Interesse an Shakespeares Werken. Besonders faszinierte mich die übermäßige Leidenschaft die man für einen Menschen aufbringen kann. Aber nicht nur die Leidenschaft, sondern auch die märchenhafte Welt der Hexen und Fabelwesen machten die Werke interessant.

„Der größte Eindruck, den ich empfing, kam von meiner Mutter […]; während dieser ganzen Zeit […] hat mich meine Mutter in einem Klima von Poesie und Märchen erzogen, das, unabhängig von Berufung zum Musiker, der Ursprung von all dem war, was ich später gemacht habe.“1

1912 zogen wir nach Ambert, 1914 anschließend nach Grenoble um. Grenoble liegt im Südosten von Frankreich und ist die Hauptstadt des französischen Départements Isère. Besonders dieser Ort gab mir ein intensives Wohlsein. Die grandiose Bergwelt faszinierte mich immer wieder aufs Neue.  In dieser Zeit jedoch verließen uns mein Vater und mein Großvater, weil diese in den Krieg ziehen mussten.

Mit acht Jahren fing ich an mich intensiver für Musik, und besonders für sehr ungewöhnliche Musik, zu interessieren. Meine Mutter schickte mich deshalb zum Klavierunterricht, wo ich dann ziemlich früh anfing die Werke von Ravels und Debussys zu spielen. Auch andere Künstler wie Mozart und Gluck interessierten mich ziemlich früh. Der katholische Glauben spielte in meinem Leben, auch für meine spätere Musik, eine ziemlich große Rolle.

Nachdem mein Vater wieder zurückkam, zogen wir erneut um, und zwar nach Nantes. Dort sollte ich natürlich weiter Klavierunterricht bekommen. Außerdem erhielt ich Harmonieunterricht von Jehan de Gibon. Er führte mich nochmals zu Debussy und ich machte Bekanntschaft mit der Oper Pelléas et Mélisande. Dieses Stück gab mir meine Offenbarung und wirkte auf mich wie kein anderes zuvor.

Im Herbst 1919 zogen wir wieder einmal um, da mein Vater an die Pariser Lycée Charlemagne berufen wurde. Dort fing ich eine musikalische Ausbildung an dem Conservatoire de Paris an. Ich mochte die Schulzeit und empfand diese Zeit nie als eine Art Zwang.

„In der Zeit, als mein Vater zum Professor in Paris ernannt wurde, hatte ich die große Freude, die Monumente, die Museen und die Kirchen zu besuchen; meine ersten Besuche der Notre-Dame, (…) haben ohne Zweifel einen Einfluss auf meine Laufbahn ausgeübt. Ich bin noch immer geblendet von den wunderbaren Farben dieser Fenster des Mittelalters (…) das ist die Natur selbst in ihrer außerordentlichsten Äußerung.“2

In der Zeit am Conservatoire erhielt ich einige Preise. Ich belegte zum Beispiel im Jahre 1924 den zweiten Platz für meine Studie in Harmonielehre, ein anderen Platz, diesmal jedoch belegte ich den ersten, bekam ich 1926 in Kontrapunkt und Fuge.

Später zeigte sich, dass ich besonders im Improvisieren glänzen konnte und daher kam ich in eine andere Orgelklasse. Der Lehrer dieser Klasse, Marcel Dupré, brachte mich in Spielender Messiaen meinem Können sehr weiter. 1929 bekam ich dann einen doppelten ersten Preis in Orgelspiel und Orgelimprovisation.

Ein weiterer wichtiger Lehrer war Maurice Emmanuel. Bei ihm studierte ich Musikgeschichte. Herr Emmanuel  beschäftigte uns viel mit altgriechischer Musik und Metrik. Außerdem brachte er uns das Harmonisieren von gregorianischen Melodien bei.

Auch in der Kompositionsklasse von Herrn Paul Dukas lernte ich viel und nahm einiges für mein Leben mit. 1930 erhielt ich dort meine letzten Preis  und verlies kurz darauf das Konservatorium mit einem zusätzlichen Diplom höherer musikalischer Studien.

Anschließend übernahm ich die Orgelposition in der Kirche La Trinté in Paris. Diese Position hatte ich 60 Jahre lang inne. Das Besondere daran war, das ich während der Messe auch meine eigenen Improvisationen einbringen konnte. Später aber wurde mir dies zu langweilig und ich schrieb all meine Improvisationen zu einem Werk mit dem Namen Messe de la Pentecôt.

Im Jahre 1932 heiratete ich die Geigerin Claire Delbos, ihr Spitzname war Mi, mit ihr bekam ich im Jahre 1937 unseren Sohn Pascal. Leider verstarb sie nach Jahre langem Nervenleiden 1959. Ich schrieb für sie den Vokalzyklus Poèmes pour Mi und einige Violinstücke.

1936 begann ich meine Lehrtätigkeit  an der École Normale de Musique de Paris. Dort unterrichtete ich Blattspiel am Klavier. An der Schola Cantorum unterrichtete ich Orgelimprovisation. Diese Tätigkeiten musste ich jedoch schon drei Jahre später aufgeben, da  ich zum Kriegsdienst berufen wurde. 1940 geriet ich in Gefangenschaft und verbrachte dort etwa neun Monate. Dort stelle ich das Quatour pour la fin du tempsfertig und führte dies mit anderen Lagerinsassen auf.

Als ich 1941 wieder nach Paris zurückkehrte, wurde ich zum Lehrer am Conservatoir ernannt. Dort unterrichtete ich die Schüler im Punkt Harmonielehre auf einem sehr hohen Niveau. Später bekam ich noch eine Analyseklasse zugeordnet.

Yvonne Loriod, meine zweite Ehefrau, die ich am 1. Juli 1961 heiratete, war Schülerin in meiner Klasse und war für mich eine sehr wichtige Interpretin. Sechs Jahre nach meiner Eheschließung mit ihr wurde ich ins Institut de France gewählt.

Ich wurde im Jahre 1971 mit dem Erasmuspreis und dem Wihuri-Sibelius-Preis ausgezeichnet.

Nach einem Kompositionsauftrag von dem Intendanten der Pariser Oper, Rolf Limermann, nahm meine Karriere ihren Lauf. Ich schrieb von 1975-1983 die Oper Saint François d’Assise. Diese Oper handelt von dem gläubigen Franz von Assisi, der Jesus Christus als Vorbild nahm und nach seinem Vorbild sein Leben gestaltete.

Kurz darauf erhielt ich einige Preise, zum Beispiel im Jahre 1977 den Léonie-Sonning-Musikpreis oder einen weiteren Preis im Jahre 1979 von der Freien und Hansestadt Hamburg den Bach-Preis.Olivier Messiaen im hohen Alter

Wenige Tage bevor die zweite Produktion von Saint François d’Assise bei den Salzburgern Festspielen aufgeführt wurde, starb Messiaen am 27. April 1992 in Clichy, Hauts-de-Seine.

Olivier Messiaen hat uns viele großartige kompositorische Werke hinterlassen. Er hat alles, was in interessiert und fasziniert hat, aufgenommen und in seine Werke mit eingebaut, was diese zu etwas völlig neuem und ihn deshalb zu dem wichtigsten französischen Komponist des zwanzigsten Jahrhundert, nach Debussy, macht.

_____________________________________

Quellen:[1]: Claude Samuel: Entretiens avec Olivier Messiaen; Paris 1986; Seite 12                        [2]: Claude Samuel: Entretiens avec Olivier Messiaen; Paris 1967; Seite 4

http://de.wikipedia.org/wiki/Olivier_Messiaen  ||   http://www.oliviermessiaen.org

Liebe – Trist…

Kurzmitteilung

Liebe – Tristan und Isolde

Das Thema Liebe, bezogen auf die Symphonie, spiegelt sich im Titel „Turangalîla“ wider. Er ist zusammengesetzt aus dem Wort Turanga was übersetzt für Zeit, Bewegung und Rhythmus steht, wobei diese Zeit gefühlt wie ein reißender Bach vorbeiziehen kann, aber auch dahin fließen kann wie Sand in einem Stundenglas, und dem Wort Lîla, welches für Liebe steht, aber ebenfalls für das Spiel von Leben und Tod sowie das Spiel im göttlichen Sinne.

Alles in allem kann man den Titel „Turangalîla“ als Hymne an die Freunde oder als Liebeslied bezeichnen.

Hierbei ist die Liebe vergleichbar mit dem Liebestrank aus Tristan und Isolde, da ihnen durch diesen Trank das Spiel von Leben und Tod widerfährt.

Die Turangalîla-Symphonie ist das zweite Werk aus der Trilogie Messiaens, welche sich auf Tristan und Isolde beziehen.

Hierzu haben wir unserer Assoziationen beim Hören des Chant d’Amour I & II bildlich festgehalten.

Image

Von Zeitempfindung und Rhythmik

Die Musik aber ist der wichtigste Teil der Erziehung: Rhythmen und Töne dringen am tiefsten in die Seele und erschüttern sie am gewaltigsten.
Platon

 Malerei verwandelt den Raum in Zeit, Musik die Zeit in Raum.
Hugo von Hofmannsthal

 Das Studium des Rhythmus muss mit dem Studium der Zeit beginnen                  Olivier Messiaen

Der Rhythmus ist für mich der Grund aller Dinge. Mit dem Rhythmus beginnt                         das Leben, mit dem Herzschlag.

                 Herbert von Karajan

 Wie so sauer wird Musik, so süß sonst, wenn die Zeit verletzt und das Verhältnis nicht geachtet wird! (König Richard)

William Shakespeare

Zeit & Rhythmus. Diese Begriffe stecken schon im Namen der Sinfonie: „Turanga“ kann man als „Zeit, die so schnell wie ein galoppierendes Pferd dahingeht“  oder auch als Bewegung und Rhythmus übersetzten. „Lîla“ bedeutet sowohl „Spiel“ als auch „Liebe“. „Turangalîla“ bezeichnet also eine Hymne an die Freude, einen Liebesgesang, aber auch ein „Spiel mit dem Rhythmus“.

Messiaen sagte einmal: „Das Studium des Rhythmus muss mit dem Studium der Zeit beginnen. … Ich erklärte meinen Schülern all die übereinandergeschichteten Zeiten, die uns umgeben … die verschiedenen Zeiten, die im Menschen zusammenleben, die physiologische Zeit, die psychologische Zeit … Vorher hatte ich mich mit den Gruppierungen der Silben und Verse in der griechischen Metrik beschäftigt, mit Arsis und Thesis in den gregorianischen Neumen, mit der Akzentsetzung bei Mozart und Debussy, mit der rhythmischen Abnutzung bei Beethoven, mit den rhythmischen Gestalten im „Sacre du Printemps“. Ich habe vor allem lange über … die Rhythmen der verschiedenen Provinzen des alten Indien nachgedacht und über ihren wunderbaren Reichtum an Gestalt und Ausdruckskraft.“

Speziell indische Rhythmen hatten es Messiaen angetan. Sie konnten die Liebe, die Freude, die Messiaen mit ihnen vermitteln wollte, am besten ausdrücken.

Besonders viel spielt Messiaen mit dem Rhythmus im „Chant d’amour“. In nahezu jedem bzw. jedem zweiten Takt wird die Taktart verändert:

Messiaen benutzt die vielen Taktwechsel, um die „Macht der Liebe“ hervorzuheben und zum Ausdruck zu bringen. Auch in Satz V gibt es auffällige „rhythmische Personen“: Ein bzw. zwei Rhythmen werden vorgegeben, ein weiterer kommt dazu und behält konstant seine Form:

Für Messiaen war die Zeit Grundlage für einen Rhythmus. Rhythmen sind wie übereinandergeschichtete Zeitempfindungen, so stehen die vielen Taktwechsel symbolisch für unsere verschiedenen Zeitempfindungen. Der eine empfindet die Zeit gerade als sehr schnell vorangehend, für den anderen vergeht sie zu langsam und für noch einen anderen läuft alles perfekt. Legt man diese verschiedenen Empfindungen  (= Rhythmen) übereinander, kann man Messiaens Werke ein wenig mehr durchschauen.

Natur in der Turangalilasinfonie

Allgemeine Einflüsse

Die Natur spielte in Messiaens Werken und in seinem Leben eine bedeutsame Rolle. Wie ein roter Faden ziehen sich vor allem Vogelgesaänge durch all seine Werke.
Die Vögle waren für ihn die „größten Musiker auf dem Planeten“ und er lernte von ihnen alles über Melodie, Rhythmus, Klangfarbe und Kontrapunkt.
Er hat ihre Gesänge originalgetreu in seine Sinfonien aufgenommen und auch ihr Lebensumfeld, die Färbung ihres Gefieders, sowie das Verbreitungsgebiet mitkomponiert. Dazu ging er oft mit Notizblock und Notenblatt ausgestattet in die Natur.
Doch Messiaen stellte in seinen Werken nicht nur die Vogelgesänge musikalisch dar, sondern auch andere Teile der Natur wie Wind, Wellen, Felsen, Nacht und Licht, Farben, Berge, Meer und sogar ganze Landschaften und Galaxien,
Neben der Natur hatten auch fremde Kulturen, sowie sein Glaube großen Einfluss auf ihn und seine Werke.

Einfluss auf die Turangalilasinfonie

In der Turangalîla-Sinfonie lässt Messiaen viele verschiedene Interessen aus seinem Leben einfließen.
Die Geschichte von „Tristan und Isolde“ spielt eine große Rolle in diesem Werk. Der Garten wird durch die verschieden Klänge in der Sinfonie dargestellt.
Ein weiterer Einfluss ist die Natur. Diese ist in diesem Werk besonders wichtig, da sie Messieans Passion war. Er führte genaue Aufzeichnungen über die verschiedenen Blumen und Vögel, die er bei seinen morgendlichen Spaziergängen sichtete. Er hat die unterschiedlichen Farben des Gefieders und der Blumen, sowie die unterschiedlichen Vogelgesänge, durch bestimmte Klänge der Instrumente in seine Sinfonie einfließen lassen.
Das zweite Thema heißt „Blumenthema“, wegen seiner schön geschwungenen Linien. Dieses Thema basiert auf dem Gedicht „Médieuses“ von Paul Éluard (1895-1952).
Laut Messiaen stellt das Thema das Bild einer geöffneten Blüte bzw. die Wilkommen-heißenden Augen und Lippen einer liebenden Frau dar. (Dies schrieb er in seinem Buch „Traité“ auf S. 151-160). Das Blumenthema ist laut Meassiaen „vergleichbar mit der zarten Orchidee, der dekorativen Fuchsie, der roten Gladiole oder der sich rankenden Zaunwinde“. Hier wird deutlich, dass er die verschieden Details der Blumen durch seine Musik ausdrücken will.
In dem „Thème d’amour“ erklingen unterschiedliche Vogelimitationen, die vom Klavier gespielt werden. Meassiean beschreibt diese als „stilisierte oder idealisierte Rufe von Nachtigall, Amsel und Gartengrasmücke“.
Die Turangalîla-Sinfonie ist eine von Einflüssen der Natur geprägte Komposition. Basierend auf den Interessen Messiaens wurde sie zu einer individuellen Sinfonie mit außergewöhnlichen Klängen.

Einschmeichelnde Klarinette (Hörbeispiele)

http://inf11.enesge.de/Mareike/01%20-%20messiaen%20-%201.mp3

http://inf11.enesge.de/Mareike/01%20-%20messiaen%20-%202.mp3

http://inf11.enesge.de/Mareike/01%20-%20messiaen%20-%203.mp3

Vogelgesänge (Hörbeispiele)

http://inf11.enesge.de/Mareike/01%20-%20messiaen%20-%204.mp3

http://inf11.enesge.de/Mareike/01%20-%20messiaen%20-%205.mp3

http://inf11.enesge.de/Mareike/01%20-%20messiaen%20-%206.mp3

http://inf11.enesge.de/Mareike/01%20-%20messiaen%20-%207.mp3

Hinweis: Es ist nicht bewiesen, dass diese Hörbeispiele wirklich das genannte darstellen, sondern von uns interpretiert.

Synästhesie: Das Spiel mit den Farben

Oliver Messiaen bezeichnete sich selbst als einen Synästhetiker. Aber was ist eigentlich ein Synästhetiker. Synästhetiker sind Menschen bei denen das Phänomen der Synästhesie auftritt. Synästhesie kommt aus dem griechischen und bedeutet soviel wie „mitempfinden“ oder „zu gleich wahrnehmen“. Es bezeichnet nämlich die Verbindung zweier Wahrnehmungs-Kanäle des menschlichen Gehirns. Viele von uns können auch zwei Wahrnehmungen miteinander koppeln. So wird Wärme beispielsweise häufig mit der Farbe Rot oder Orange verbunden, während Blau eher mit Kälte in Verbindung gebracht wird. Diese Koppelung geschieht bei uns allerdings freiwillig und kann daher als einfache Assoziation abgestempelt werden. Ein Synästhetiker hingegen schafft die Verbindung zwischen zwei Wahrnehmungs-Bereichen nicht aus freiem Willen. Bei einem Synästhetiker wird bei der Reizung eines bestimmten Gehirnzentrums ein weiterer Gehirnbereich automatisch mit angesprochen bzw. gereizt. Ob dies nun auf Grund von Drogenkonsum, Krankheit o.ä. der Fall oder ob es eine Gott gegebene Gabe (oder Fluch) ist, spielt dabei keine Rolle. Als Synästhetiker gelten sie alle. Den verschiedenen Verknüpfungen sind dabei kaum Grenzen gesetzt. So ist es möglich Zahlen mit Farben zu assoziieren, Buchstaben mit einem bestimmten Ort im Raum zu verbinden, Gefühle mit Farben darzustellen oder sogar Formen, Farben und Gerüche miteinander zu verbinden. Im Falle von Oliver Messiaen wurde sein Sehzentrum mit gereizt, wenn er Töne vernommen hat. Dadurch hat er beim hören von Musik gleichzeitig Farben gesehen und bestimmte Töne oder Klangfarben eines Instruments immer gleichzeitig mit Farben verbunden.

Nach diesem Prinzip ist es beispielsweise möglich, dass Messiaen bei der Klangfarbe der Violine Blau (Grün oder Rot) als Farben sieht und wahrnimmt. Desweiteren wird je nach Höhe des Tones die Farbe Blau zusätzlich, wie im Beispiel, variiert. Im obigen Bild haben hohe Töne helle Farbe und tiefe Töne dunkle Farben.

Im folgenden Video wurden die Klänge des Ondes Martenot, nach obigen Prinzip, visualisiert, um es noch anschaulicher und verständlicher zu gestalten, als mit simplen Bildern.

Messiaen Turangalila-Sinfonie

Hier eine Einführung zur Turangalila-Sinfonie, die ich für ein Programmheft der Philharmoniker Hamburg geschrieben habe. Ein Wahnsinnsstück. Simone Young hatte 2005 ihren Einstand als neue Generalmusikdirektorin mit diesem Werk gegeben und damit glatt Metzmacher ausgestochen, der ja eine große Reputation als Messiaen-Dirigent besitzt. Übrigens: Zu beider Trauer hat es in Hamburg keine Aufführung von Messiaens einziger Oper „St. Francois d’Assise“ gegeben. Zu meiner auch. Turangalila-Text von C. Becher